Geschichten des Lebens

„Oh, jetzt ist die alte Stute gestorben…“ dachte ich mitfühlend, als ich vor einigen Tagen mal wieder an der abgelegenen Pferdekoppel vorbeikam.

Dort standen, seit ich vor 7 Jahren diese Gassi-Strecke für mich und die Hunde entdeckt habe, immer zwei Pferde… und für mein Empfinden wirkten sie immer recht zufrieden.

Es war ein idyllisches kleines Fleckchen mit großer Weide und kleinem Stall. Mal waren sie drinnen, mal draußen, recht neugierig und freundlich, beide scheinbar schon älter und manchmal etwas zersaust – aber zufrieden. Für mein Empfinden…

Dann ging ich die Runde einmal mit einer Dame, die schon lange in dem Dorf lebte und als wir an der Koppel vorbei kamen sagte sie: „Oje oje, den Pferden, vor allem dem älteren, geht es so schlecht. Es ist krank und hat Schmerzen und dem Besitzer ist es egal! Er kümmert sich nicht und lässt das Pferd leiden… Ein ignoranter kaltherziger Typ…!“

Hm… Ich kenne mich nicht so gut aus mit Pferden, habe ihr Mitleiden gespürt und dachte: „Naja, wer weiß, was die Dame alles weiß… sie lebt schon so lange hier und kennt sich bestimmt aus. Sie kennt die Leute und die Geschichten und weiß wahrscheinlich mehr über diese Pferde und ihren Besitzer als ich, die ich nur ab und zu dort vorbei gehe…“.

Und irgendwie bin ich in den folgenden Monaten mit dem Bild von „den armen Pferden“ und dem „ignoranten Bauern“, dem das Wohl der Tiere hier in der Abgeschiedenheit egal ist, an dieser Koppel vorbeigegangen…

Zum Glück war ich damals öfter dort spazieren, so dass es sich einmal fügte, dass ich dort vorbei ging, während der Besitzer, ein über 70jähriger ehemaliger Bauer, auch dort war. Dank meiner neugierigen Hunde kamen wir ins Gespräch und er erzählte von den Pferden, von ihrer Geschichte und von sich…:

Zwei Stuten, Mutter und Tochter, beide schon älter, weit über 20 Jahre – die Mutter sogar über 30, mit Arthritis… beide von Beginn an unzertrennlich und immer zusammen:Dass ihm die beiden so sehr am Herzen liegen und darum neben der tierärztlichen Betreuung regelmäßig eine Tier-Heilpraktikerin kommt, die auch Physio macht und den Pferden regelmäßig „so Zuckerkugerl“ gibt. Dass er findet, dass es den Pferden gut tut und er darum offen ist für solche alternativen Methoden. Dass die Heilpraktikerin den Pferden ab und zu auch Reiki-Behandlungen gibt…

Dass er damit rechne, dass die ältere Stute mit Herz- und Gefäßproblemen jeden Tag sterben könnte und er beiden so lange wie möglich eine schöne gemeinsame Zeit ermöglichen wolle und dass er sich jeden Tag freut, wenn er zur Koppel/zum Stall fährt und beide ihn begrüßen.

Himmel! Da ging mir echt das Herz auf! Und innerlich habe ich mich tausendmal für meine Vorurteile, die sich in mir gebildet hatten, bei ihm entschuldigt…

Einige Jahre vergingen und beide Pferde schauten immer wieder interessiert über den Zaun oder aus dem Stall, wenn wir dort vorbeikamen und ich dachte an den Bauern und freute mich für alle Beteiligten.

Dann hatten wir ein, zwei Jahre lang andere Lieblings-Gassi-Strecken, waren länger nicht dort und sind nun neulich erstmalig wieder einmal dort entlang gegangen: „Oh, jetzt ist die alte Stute gestorben…“ Da war nur noch das eine Pferd…

…und daneben eine neugierige jüngere Kuh… und beide schienen recht zufrieden…

…Ich war dankbar, dass ich damals die Möglichkeit hatte, mir selbst eine Meinung zu bilden!

Und bin gespannt auf die Geschichte von der Kuh… 🙂

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