Innere Anteile zu Wort kommen lassen

Manchmal, vor, in oder nach herausfordernden Situationen, herrscht in uns vielleicht solch großes Chaos, dass wir gar nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht, was wir wollen oder nicht wollen oder wie es konkret weitergehen kann.

Dann verlassen wir vielleicht reaktiv den Raum unserer (inneren) Präsenz und Bewusstheit und verfallen (aus alter Reptiliengehirn-Gewohnheit) in den Fight-, den Flight- oder den Freeze-Modus. Und vielleicht wundern oder ärgern wir uns irgendwann darüber, dass in Bereichen unseres Lebens keine Lebendigkeit, kein sich natürlich anfühlender Flow zu finden ist.

Eine relative einfache Möglichkeit ganz bewusst mit allen Anteilen und inneren Stimmen, die also möglicherweise vor, in oder nach solchen Herausforderungen auftauchen, präsent zu sein und zu bleiben, ist ein (Hör- und Rede-)Kreis mit sich selbst.

Du nimmst Dir ausreichend Zeit für Dich, vielleicht 30–45 Minuten in denen Du ungestört bist und legst Dir etwas zu schreiben bereit.

Nun bereitest Du Dich mit einigen tiefen Atemzügen auf den Kreis vor, kannst Deinen Körper wahrnehmen, wie er auf der jeweiligen Unterlage sitzt, kannst bestimmte Körperempfindungen wahrnehmen… und lässt für diesen Moment einfach alles einmal da sein ohne Dir selbst Druck zu machen, Du müsstest Dich oder etwas an Dir verändern.

Jetzt in diesem Moment bist Du einfach nur der präsente Raum, in dem für diese ca. halbe Stunde in Dir sein darf, was gerade ist – Anspannung und/oder Entspannung, Offenheit und/oder Enge, Aufregung und/oder Gelassenheit… Du bist der Raum, in dem ein Kreis buntester Lebensfacetten zusammenfindet.

Öffne nun Dein Gewahrsein für „die Teilnehmer“ des Kreises. Welche Anteile, Gefühle, innere Stimmen kannst Du jetzt in Dir wahrnehmen? (Und denke daran: Es müssen in dieser Situation zu diesem Kreis nicht alle Anteile, Stimmen etc. in Dir auftauchen, die Du jemals in Deinem Leben erfahren hast. Die, die an dieser speziellen Situation irgendwie beteiligt sind, kommen und können zu Wort kommen… Du musst also höchstwahrscheinlich kein innerliches Festzelt mieten;-)

Heiße nun nach und nach alle, die da sind, willkommen. Vielleicht kennst Du manche sehr gut und andere sind zum ersten Mal dabei.

Wenn Du das Gefühl hast, dass die Runde nun vollzählig ist, kannst Du Dein Schreibzeug zur Hand nehmen und die Teilnehmerliste aufschreiben. In diesem Kreis sind also z. B. versammelt

  • Trotz
  • Zweifel
  • Wut
  • Mitgefühl
  • Weichheit
  • Kampflust
  • Schüchternheit
  • Liebe
  • Sehnsucht

Alle finden ihren Platz in Dir – in dem Raum, der Du bist – in Deiner Präsenz.

Lasse nun der Reihe (Deiner Liste) nach alle zu Wort kommen. Jeder Anteil/jede Stimme hat nun die Möglichkeit zu sprechen oder nicht. In einer Art „automatischem oder geführten Schreiben“ kannst Du alles aufschreiben, was in Dir zum Ausdruck kommt.

Wer gerade dran ist wird nicht unterbrochen und hat solange die Möglichkeit zu sprechen (oder zu schweigen und einfach nur dabei zu sein) bis er (der jew. Anteil) bzw. sie (die jew. innere Stimme) sagt oder zu verstehen gibt: „Ok, ich habe alles gesagt, was in diesem Moment gesagt werden wollte.“ Dem Gesagten wird noch ein Moment Raum gegeben, es wird sich für sein Mit-Teilen bedankt und dann wird das Wort weiter an den Nachfolgenden auf Deiner Liste übergeben.

Wenn nun alle geteilt haben, womit sie in diesen Kreis gekommen sind und was darin aufgetaucht ist, kannst Du nochmal Raum geben, falls der eine oder die andere noch etwas anfügen möchte.

Immer hast Du die Führung dieser Runde inne. Du bist präsent und für den Raum verantwortlich. Du kannst moderieren und anleiten. Achte gegebenenfalls darauf, dass die Atmosphäre im Kreis (immer wieder) offen, ruhig und präsent und vor allem wertschätzend ist. (Im Tibetischen Buddhismus spricht man von „Bedingungsloser Freundschaft mit sich selbst“. Wenn Dein bester Freund sich Dir gegenüber unfair, respektlos oder sonst wie verhält, kündigst Du ihm nicht die Freundschaft und trägst es ihm auch nicht nach, aber Du sagst ihm in aller Freundschaft, liebevoll und klar, dass Du ihn bittest, sich einem Freund angemessen und wertschätzend zu verhalten.)

Evtl. können Teilnehmer noch etwas hinzufügen oder gerne auch neue Erkenntnisse und wertvolle Inspirationen, die in ihnen aus dem Gesagten entstanden sind, teilen.

Wenn alle gesprochen haben, wirst Du wahrscheinlich eine sanfte Zufriedenheit und gelöste Stille im Kreis/in Dir spüren. Du wirst ein inneres „Für diesen Moment ist alles gesagt“ spüren.

Wie fühlst Du Dich jetzt, nach diesen Erfahrungen im Kreis? Sind auch in Dir neue Impulse, mehr Mitgefühl, Klarheit, Inspirationen, Lebendigkeit, Lebensfreude, Verständnis, Akzeptanz oder ähnliches aufgetaucht?

Hast Du vielleicht schon konkrete Ideen, was nun nächste Schritte bezüglich der Situation sein könnten? Oder möchtest Du noch eine Weile die Stille, den Frieden und die Akzeptanz dessen, was ist, genießen? Folge Deinem Herzen und Deiner Intuition.

Schreibe auch das gerne auf und integriere auf diese Weise alle Energien, die Dir aus dem Gesagten und Erlebten dienlich sein können. Sie sind wir Dünger auf Deinen fruchtbaren Lebensgrund.

Bedanke Dich gerne bei allen Beteiligten und vor allem bei Dir selbst, Deiner Bereitschaft, Raum zu sein und zu halten und bei Deiner Präsenz. Und schließe den Kreis und erlaube den „Teilnehmern“ wieder nach Hause (ich mag gerne das Bild „nach Hause in die Liebe (des Lebens zu sich selbst)) zurück zu kehren.

Und auch Du kannst nun zurück kehren zu dem, was auch immer dann ansteht.

***

Wenn Du Fragen zu dieser Übung hast oder Anmerkungen, kannst Du mich gerne anschreiben.

Meine persönlichen Erfahrung und etwas ausführlichere Erläuterungen zum Thema „(Hör-/Rede-)Kreis“ findest Du in dem Blog-Beitrag über die inneren Anteile im Kreis.

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