Kategorie: Selbstentfaltung

Nach Hause kommen

Welches Thema könnte für den Auftakt des REUNION-Blogs besser geeignet sein, als „die Suche nach sich selbst“ und das darauf folgende „nach Hause kommen“?

Vor einigen Tagen hat es in mir gerappelt und mich durchgeschüttelt und ich hatte das Gefühl: „Ich weiß momentan überhaupt nicht, wer ich eigentlich bin bzw. was ich will… ich muss aus meinem Alltag raus und in die Natur fahren. Ich brauche Ruhe und will „mich selbst (wieder) finden“!“

Gesagt, getan. Hunde eingepackt, noch ein paar Klamotten, das Nötigste und dann Richtung Berge. Perspektivenwechsel. Vorfreude, Aufgeregtheit, Abenteuer… :-)))

Meine persönliche kleine Heldenreise.

Ich zog aus mit dem Wunsch, mich selbst (wieder) zu entdecken…

Zugegeben, recht spontan, aber hey! Es war unter der Woche und hier sind gerade keine Ferien und überhaupt, das würde schon alles werden.

Was ich nicht in meine Überlegungen einbezogen hatte, waren die besonderen Umstände dieses Jahres und dass, auch wenn hier in Bayern momentan keine Ferien waren, viele Leute von zuhause aus oder weniger oder gar nicht arbeiteten und dass woanders bereits Sommerferien waren und dass in diesem Sommer eh irgendwie alles anders und unwägbar war.

…auf der Suche nach mir selbst… hoffend, dass ich mich „da draußen“ finden würde…

Egal wohin ich fuhr – es waren schon Wanderer, Biker, Walker da. Also wenig Ruhe. Und wenn es immer heißt „das Außen spiegelt das Innen wieder“, dann musste ich, ob ich wollte oder nicht, zustimmen… so wuselig und geschäftig es „da draußen“ in der wunderschönen Natur war, so wuselig und g’schaftlig ging es in mir auch zu.

…ahnend, dass es da einige Hürden zu überwinden gäbe…

Vorfreude, Aufgeregtheit und Abenteuerfreude wurden mehr und mehr abgelöst von Ablehnung, Unruhe und dem Wunsch „woanders“ zu sein. Nirgendwo konnte ich das Gefühl von Angenommen oder Angekommen finden… Im Nachhinein kann ich herzlich darüber lachen, aber in dem Moment war das echt unangenehm…!

Natürlich hatte ich auch wunderschöne Erlebnisse:

Da war z. B. diese stattliche Fichte, die auf einem riesigen Felsen wuchs. Als Samen hatte sie womöglich auf einem Fleckchen Moos auf dem Felsen Halt gefunden und hat dort ihre Wurzeln geschlagen. Und, wie auch immer das funktioniert, viele Jahre später umwickelten meterlange kraftvolle Wurzeln den Stein verbanden ihn mit der Erde und ermöglichten es der unbändigen Lebenskraft Ausdruck zu finden.

Oder die magisch wirkenden Quelltöpfe des nahegelegenen Flusses! Aus der Tiefe der Erde – aus ihrem Innersten –, wie aus dem Nichts, steigt stetig Wasser auf, bahnt sich ober- und unterirdisch seinen Weg, findet Form und bildet schließlich einen prächtigen Fluss, der entlang fruchtbarer Ufer und tiefer Schluchten durch die Landschaft mäandert. Mal gezähmt, dann wieder wild und frei. …Und das Wasser erzählt mir: „Egal in welche Form ich fließe, bin ich doch immer frei.“…

Oder die Zeiten außerhalb der Zeiten in der Abend- und der Morgendämmerung.

Oder… … …

…dankbar für die Geschenke der Reise…

Gleichzeitig war ich immer wieder immer noch auf der Suche nach DEM Platz. Dem Platz, an dem ich ankommen könnte. An dem ich sein könnte. Verbunden mit dem Leben, das ich in diesen Tagen so sehr in „gut und nicht gut“, „angenehm und nervig“, „natürlich und unnatürlich“ einteilte und mich in dieser Unterscheidung selbst davon trennte.

Bis ich an-erkannte, was ich auf der Suche schon geahnt hatte: in dem Maße, wie ich mich (innerlich) von der Welt – vom jetzigen Moment und dem, was gerade ist – abwende, im dem Maße scheint sie sich ebenso von mir abzuwenden. Denn, wie vor einem Spiegel, wendet sie sich mir scheinbar sofort wieder zu, wenn ich mich ihr öffne.

Ui! Das war eine sehr entspannende Erkenntnis. In dem Maße entspannend, wie wir ja bestimmte Dinge, Konzepte oder Möglichkeiten mit dem Verstand schon längst begriffen haben, aber wenn wir sie erst zutiefst IN uns er-leben…! Dann öffnen sich wahrhaft neue Räume. Und dabei können diese Erlebnisse in kleinen, unscheinbaren Ereignissen ebenso stattfinden wie in grandiosen Pauken-und-Trompeten-Momenten.

Und in dieser entspannenden Erkenntnis und inneren Weite tauchte er endlich auf: MEIN Platz. Der Ort, an dem ich mich angekommen und angenommen fühlen konnte. Der Ort, an dem ich mich verbunden und aufgehoben fühlte. Der Ort, an dem ich zuhause war: IN mir.

…zuhause in der Liebe…

(P.S.: seither verstehe ich auch das Sprichwort „Man kommt sich selbst nicht aus, man nimmt sich ja immer mit.“ ganz neu!)